Wie gefährlich ist das wirklich?
Katzen und Hunde werden laut deutscher Gesetzgebung immer noch als Sache behandelt - eine Vergiftung oder der Tod des geliebten Tieres kann daher sehr schnell emotional werden.
Dieser Bericht behandelt das sehr heikle Thema, sachlich und wertfrei
Der LD-50 Wert bei oraler, einmaliger Aufnahme
feriges Produkt mit 0,005 % | Hund - Wirkstoff in g pro kg Körpergewicht | Katze - Wirkstoff in g pro kg Körpergewicht |
starker Wirkstoff z.B. Brodifacoum | 5 - 70 g = im Durchschnitt ca. 35 g | 15 g |
weniger starker Wirkstoff z.B. Difenacoum | 1000 g | 2000g |
eine Tafel Zartbitterschokolade 100 g | 10 g = ca. 2 Stückchen | |
Info: Wie man hier gut erkennen kann ist Schokolade also gefährlicher als ein starkes Rattengift!
Daraus ergibt sich folgende Berechnung für den weniger starken Wirkstoff im Produkt „Difenacoum“:Ein
Hund mit angenommenen 10 kg Körpergewicht müsste demnach
einmalig 10 kg vom ausgelegten Köder fressen - dann hätte er eine 50 % Chance daran sofort zu sterben (1000 g x 10 kg = 10.000 g = 10 kg).
Eine Katze reagiert nicht so empfindlich auf diesen Wirkstoff:
Angenommenes Körpergewicht ist 4 kg, demnach müsste die
Katze einmalig 8 kg vom ausgelegten Köder fressen – dann hätte sie eine 50 % Chance daran sofort zu sterben (2000 g x 4 kg = 8.000 g = 8 kg).
Bei der Berechnung mit dem starken Wirkstoff im Produkt „Brodifacoum“ kommen wir zu folgendem Ergebnis:Dem
Hund mit 10 kg Körpergewicht reichen demnach schon
einmalig 350 g des ausgelegten Köders aus (35 g x 10 kg = 350 g)
Die
Katze mit 4 kg Körpergewicht müsste bei diesem Köder nur
einmalig 60 g aufnehmen um eine 50 % Chance zu haben, daran zu sterben (15 g x 4 kg = 60 g)
Daraus könnte man als „Faustformel“ ableiten das der Hund, bei Difenacoum 0,005 %, soviel Köder einmalig fressen müsste, wie er selber wiegt.
Die Katze müsste sogar doppelt soviel Köder fressen, wie sie wiegt.
Aber Vorsicht, diese Angaben beziehen sich ausschließlich auf die einmalige Aufnahme, sollte das Tier über mehrere Tage hinweg Köder aufnehmen, dann kummuliert sich der Wirkstoff im Körper an und es kann zu einer lebensgefährlichen Situation für das Tier kommen.
Diese Rechnung veranschaulicht sehr schön warum man immer mit dem weniger potenten Wirkstoff anfangen soll (sekundär Vergiftungen sollen minimiert werden).
Ebenfalls aus diesen Gründen ist die befallsunabhängige Dauerbeköderung auch nur mit den Wirkstoffen Difenacoum und Bromadiolon gestattet.
Natürlich gibt es Ködermaterialien in allen möglichen Größen und Formulierungen und jede Maßnahme ist individuell. Ich versuche hier lediglich einen kleinen Einblick bzw. ein paar Grundinformationen dem Leser mit an die Hand zu geben um so eine richtige Einschätzung zu diesem Thema zu bekommen. Aus der Erfahrung her wissen ein Großteil der sachkundigen Anwender bis heute nicht, was Rodentizide im Körper auslösen und wieviel Ködermaterial für Nichtzielorganismen tödlich sein können. Oft werden auch uns als Schädlingsbekämpfer diese Fragen gestellt und ein Teil unserer Kollegen kann diese nicht beantworten und man bekommt Antworten wie, “das ist nicht giftig für ihren Hund oder Katze“. Solche Antworten dürfen einem ausgebildeten Schädlingsbekämpfer nicht über die Lippen kommen sondern er sollte seinem Kunden die Gefahren aufzeigen und Aufklären.
Oft werden in Foren der sozialen Netzwerke darüber berichtet, dass Hund/Katze durch die Aufnahme von Rattengift oder durch den Verzehr einer vergifteten Maus getötet wurde. Ich lege in unseren Fällen einmal zu Grunde, dass keine Absicht vorlag das Tier zu töten sondern es sich ausschließlich um einen sachkundigen Anwender, welcher sich an alle Auflagen gehalten hat, handelt.
Fall 1:Bei einer angenommenen Rattenbekämpfung im Außengelände liegt ein Köderblock (bitte kein Schüttköder benutzen) von ca. 50 g bis 200 g vor. Selbst wenn dieser Köder außerhalb der Köderstation liegen sollte und wir den Wirkstoff Difenacoum 0,005 % (befallsunabhängige Dauerbeköderung oder auch Akutbekämpfung) benutzt haben, könnte, rein theoretisch und rechnerisch der Hund diesen 200 g Block fressen ohne daran direkt zu sterben. Sogar bei dem starken Wirkstoff Brodifacoum 0,005 % würde diese einmalige Aufnahme nicht direkt zum Tode führen. Dieses worst case szenario mit der Aufnahme von den kompletten 200 g wird in der Realität so gut wie nie vorkommen, nicht zuletzt, da diesen Produkten ein starker Bitterstoff beigemischt wird um eine versehentliche Aufnahme zu erschweren.
Wichtig: Natürlich würde ich jedem Kunden sofort raten mit seinem Tier zum Tierarzt zu fahren und dies überprüfen zu lassen (in der Regel wird ein Blutbild gemacht) – Präparatename, Wirkstoff mit Prozentangabe sowie Uhrzeit der Aufnahme sollte dem Tierarzt mitgeteilt werden.
Fall 2:Eine Katze frisst eine angeschlagene Maus welche von einem Mäuseköder gefressen hat.
Info: Eine Maus frisst pro Tag ca. 20 g – 30 g
– angenommen die Maus hat jetzt schon an zwei aufeinander folgenden Tagen vom Köder gefressen, werden sich ca. 40 g – 60 g im Körper der Maus befinden (nicht mit einberechnet, dass die Maus ja auch etwas davon abbaut)
Sollte nun die Katze die komplette Maus auffressen nimmt sie ebenfalls diese Ködermenge auf. Bei dem Wirkstoff Difenacoum 0,005 % könnte die Katze gar nicht so viele Mäuse an einem Tag fressen wie sie findet. Bei dem Wirkstoff Brodifacoum 0,005 % könnte es hingegen bei einer Maus gefährlich werden. Auch hier würde ich bei einem Verdacht dem Tierarzt einen Besuch abstatten.
Ich möchte mit diesem Bericht aufklären, dass wenn ein sachkundiger Anwender sich an die aktuellen Richtlinien und Vorgaben hält, sekundär Vergiftungen, insbesondere für Hund/Katze absolut minimiert werden können. Selbst bei einmaliger Aufnahme von Ködermaterialien, wie es in Foren berichtet wird, sind mit Vorsicht zu genießen, da nicht geklärt wurde um welchen Wirkstoff und in welcher Konzentration dieser vorlag.
Info: Anders sieht es bei Aufnahme von Präparaten wie Alpha-Chloralose aus, welche bei geringen Mengen schon tödlich wirken können ( 10 kg Hund bräuchte nur 130 g Köder fressen).